Kollegiale Beratung, Kollegiale Fallbesprechung, Kooperative Beratung, Intervision, Supervision… Im Dschungel der Begrifflichkeiten ist es manchmal schwierig den Überblick zu behalten. Auch werden in der Literatur viele verschiedene Formen und Abläufe von kollegialer Beratung beschrieben. Und vielleicht kennen sie ja auch das ein oder andere Verfahren schon. Was aber ist das Besondere an einer Intervision mit TZI?

Intervision oder Supervision

Zunächst muss zwischen Intervision und Supervision unterschieden werden. Sowohl bei der Einzel- als auch bei der Gruppensupervision werden mit einem von außen kommenden, externen Supervisor berufliche Belange und Fragestellungen reflexiv bearbeitet. Die Leitung und Moderation obliegt dem Supervisor. Gegebenenfalls kann aufgrund feldspezifischer Wissensbestände des Supervisors auch neues Wissen bei den Supervisanden generiert und in die Institution eingelassen werden.

Quelle: djvstock - fotolia.de
Quelle: djvstock – fotolia.de

Im Gegensatz dazu lebt die Intervision vom gegenseitigem kollegialem Austausch. „Kollegial“ bedeutet in diesem Fall, dass es keine hierarchischen Unterschiede bei den Beteiligten gibt: bei der Intervision sind keine Leitungspersonen oder Vorgesetzte dabei. Wenn zum Beispiel ein Kollegium beschließt eine Intervisionsgruppe zu gründen, kann der Schulleiter oder die Schulleiterin nicht Teil dieser Gruppe sein. Wohl aber können mehrere Schulleiter und Schulleiterinnen sich zusammenschließen und eine eigene Intervisionsgruppe gründen. Vermischen sich die Ebenen, ist keine Gleichrangigkeit und Gleichwertigkeit der Beteiligten mehr gegeben: Entscheidungen laufen Gefahr an Andere delegiert zu werden, gleichwohl sie eigentlich persönlich verantwortet werden müssten.

Das leistet Intervision

Genau darum geht es jedoch bei einer Intervision: die Beteiligten bzw. der Fallgeber/ die Fallgeberin soll wieder handlungsfähig werden, damit er oder sie im beruflichen Praxisfeld wieder verantwortlich handeln kann. Anteilnehmende Aufmerksamkeit, unterstützender Rückhalt und Entlastung ist dabei Voraussetzung und Entwicklungsziel zugleich. Mit TZI-Worten gesprochen geht es um eine achtsame und wertschätzende Haltung mir selbst und Anderen gegenüber und um eine persönliche und gruppenbezogene Entwicklung im Spannungsfeld von Autonomie und Interdependenz: je mehr ich mir meiner Abhängigkeiten bewusst werde, um so größer wird meine Autonomie. Damit diese Bewusstwerdung erfolgen kann, wird im Intervisionsprozess mittels einer stark durchstrukturierten Vorgehensweise eine distanzierte Betrachtung beruflicher Situationen ermöglicht.

Lösungsorientiertes Arbeiten mit TZI heißt, dass die Beteiligten ohne unmittelbaren Handlungsdruck berufliche Situationen schildern und mit Hilfe ihrer KollegInnen aus der Distanz betrachten. Eingefahrene Handlungsmuster können auf ihre Sinnhaftigkeit hin überprüft, Perspektivenwechsel angeregt und Ideen aus und für die Praxis entwickelt werden. TZI-spezifisch werden dabei nicht nur die intellektuell-kognitiven Zugänge berücksichtigt. Die jeder Situation zugrunde liegenden affektiven Logiken werden bei einem Intervisionsprozess mit TZI bewusst genutzt und verbalisiert, um emotionale Verwicklungen zu klären. Denn erst wenn auch diese Ebene gesehen und benannt werden darf, ist eine Klärung auf der Sachebene möglich.

Der Effekt ist eine Entlastung des privaten Lebens bei oft hoher beruflichen Belastungen. Fragestellungen und Probleme aus dem beruflichen Handlungsfeld müssen nicht mehr mit „nach Hause“ genommen werden, da es mit einer Intervisionsgruppe einen Ort gibt, wo diese besprochen und bearbeitet werden können. Intervisionsgruppenarbeit fördert daher nicht nur ganz allgemein die Reflexionsfähigkeit und das kommunikative Verhalten untereinander. Sie wirkt auch und vor allen Dingen als eine leicht und niedrigschwellig zu installierende Burn-out-Prophylaxe.

Der Ablauf der Intervision

Die Moderation wird bei der Intervisionsgruppenarbeit mit TZI nach dem Rotationsprinzip organisiert. Alle Beteiligten sind abwechselnd aufgefordert eine Intervisionssitzung zu leiten und zu moderieren und können dies auch, da allen das Verfahren und die Methode bekannt ist. Leiten mit TZI ermöglicht jedoch einen partizipierenden Leitungsstil: mit zunehmender Routine und damit verbundener Gelassenheit ist es möglich, sowohl zu moderieren als auch sich inhaltlich zu beteiligen. Auch ist jeder einzelne immer wieder aufgefordert, nicht nur für andere, sondern auch für sich selber zu sorgen.

Die Beteiligung ist gleichberechtigt und gleichrangig: jeder gibt und nimmt das, was er zu geben und zu nehmen in der Lage ist. In einer Intervisionsgruppe findet keine Expertenberatung durch eine externe Beraterin statt. Die Leistung der Beraterin liegt vielmehr darin, ein Modell zur Verfügung zu stellen, mit dem feldspezifische Wissensbestände der Teilnehmenden aktiviert und ressourcenorientiert genutzt werden können. Das sogenannte 4-Faktoren Modell der TZI hilft dabei, verschiedene Aspekte im Blick zu behalten: Die Bedarfe des Einzelnen (ICH), die Dynamiken in der Gruppe (WIR), die je individuellen Fälle und damit verbundenen Arbeitsaufträge (ES) und die jeweiligen übergeordneten Systemzusammenhänge (Globe).

Der Verlauf orientiert sich dabei an einem Trichtermodell: Phasen der Fokussierung wechseln sich ab mit Phasen, in denen eine Öffnung erfolgt um das konkrete Anliegen im Diskurs zu bearbeiten.

Zusammengenommen ergibt sich eine Arbeitsweise, mit denen man beruflichen Anforderungen begegnen kann: gemeinsam – lebendig – sachlich.

Linkliste:
Intervision mit TZI
Ruth Cohn Institut für TZI International
Ruth Cohn Institut Niedersachsen

Deutsche Gesellschaft für Supervision